Testimonial von Ernst Löschner für Ute Bock

Die lange Liste an Preisen, die Ute Bock in den letzten siebzehn Jahren für ihr außerordentliches Engagement für eine menschliche Flüchtlingspolitik und eine respektable Willkommenskultur auszeichnen, vermittelt nicht annähernd, welche Leistung die ehemalige Lehrerin aus Wien an vertriebenen, geflüchteten, gestrandeten und abgewiesenen Menschen in Österreich vollbracht hat! Sie hat Tausenden eine Zuflucht, ein Zuhause und menschliche Wärme gegeben; den österreichischen Bundesregierungen hingegen sowie den xenophoben Teilen der Bevölkerung hat sie unbeirrt und ausdauernd den Spiegel vorgehalten, der sie so hartherzig und fremdenfeindlich zeigt, wie sie es tatsächlich sind.
Die österreichische Asylpolitik hat in den letzten 20 Jahren versagt, Migration und Flucht als menschliches Schicksal und gesellschaftliches Dauerthema würdig zu managen.
Mit Alpine Peace Crossing war Ute Bock seit unserer Gründung im Jahr 2007 eng verbunden, als Ehrenmitglied und als Teilnehmerin am Krimmler Friedensdialog. Gemeinsam mit 15 führenden NGOs hat APC 2013 die Petition „Gegen Unmenschlichkeit“ initiiert, mit 5 Forderungen an Bundesregierung und Parlament. Der Verein „Flüchtlingsprojekt Ute Bock“ war eine dieser NGOs und Ute Bock hat unseren Aufruf für eine menschliche Flüchtlingspolitik mit diesem persönlichen Zitat unterstützt:
„Die grundsätzliche Einstellung Flüchtlingen gegenüber müsste sich ändern. Es hat sich ja keiner ausgesucht, wo er geboren wird. Es ist ein Zufall, dass wir hier sind und die anderen dort. Ich bin Erzieherin und nicht Polizist oder Richter. Meine Aufgabe ist es, jungen Menschen zu einer Ausbildung oder einer Arbeit zu verhelfen und sie zu unterstützen, ein einigermaßen lebenswertes Leben führen zu können. Für mich müsste jeder Mensch dieselben Möglichkeiten und Chancen haben. Ich glaube nicht, dass es klug ist, eine Gruppe von Unzufriedenen oder Benachteiligten zu schaffen. Selbst wenn es einmal so sein sollte, dass diese Menschen in ihre Heimat zurückkehren können, ist es besser, sie haben hier etwas gelernt, sind gut behandelt worden und können das hier Erfahrene in ihre Heimatländer mitnehmen, als sie sind Unzufriedene, die das Gefühl haben, zu kurz gekommen zu sein, sind Alkoholiker, Drogenabhängige und Kriminelle.“
Am 19.Jänner ist Ute Bock verstorben. Alpine Peace Crossing trauert um eine Weggefährtin der APC-Friedenswanderung und Mitstreiterin im Appell Gegen Unmenschlichkeit. Unsere 5 Forderungen sind aktueller denn je, wir werden uns in ihrem Geiste weiter dafür einsetzen, dass Menschlichkeit kein „Fremdwort“ wird. Sie fehlt uns als Gleichgesinnte und Freundin. Als Mahnerin und Vorbild für Empathie und Solidarität ist sie aus unserer Mitte nicht wegzudenken.